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Geboren am 2.April 1725, um 4.21 „MEZ“ (umgerechnet) in Venedig, Italien. Horoskop hier
Ich bin mir bewusst, dass es sich um eine ungewöhnliche Horoskopversion handelt, üblicherweise gelten bei Casanova andere Geburtszeiten. Diese hier scheint mir ebenso plausibel. Zur Durchsicht einige biographische Notizen, die ich der Enciclopedia Italiana entnommen und ins Deutsche übersetzt habe.
„Abenteurer, geboren zu Venedig am 2.April 1725. Sohn des
Gaetano Giuseppe Giacomo, Schauspieler, und der Zanetta Farusi,
Schauspielerin. Gestorben zu Dux am 4.Juni 1798. Aktiv, energisch,
unternehmungslustig; geniesst wie seine fünf Brüder eine
unvoreingenommene Erziehung. Eigentlich würde die Mutter gerne einen
Kirchenmann aus ihm machen, doch er wird aus dem Seminar von Venedig
verwiesen und in der Festung S.Andrea verwahrt; später, als Sekretär des
Kardinals Acquaviva in Rom, wird er wegen Begünstigung eines Raubes
entlassen. Für eine kurze Zeit zieht ihn der militärische Habitus an –
im Dienste der Venezianischen Republik wird er zum Helden mancher
Abenteuer und Intrigen. Dann ist er, 1745, Violinist im Theater S.Samuele.
Der Senator Bragadin, dem er das Leben gerettet hat, adoptiert ihn als
Sohn und regt ihn dazu an, den Stein der Weisen zu suchen. Doch Casanova
bereitet ihm als Spieler und Freidenker, der er ist, manche
Unannehmlichkeit. 1750 bricht er nach Frankreich auf und wird in Lyon von
den Freimaurern aufgenommen. |
Nach zwei Jahren Aufenthalt in Paris weilt er in Dresden, Prag und Wien. Wieder in Venedig, wird er zum Rivalen und Spiessgesellen De Bernis’ und fällt beim Grossen Inquisitor in Ungnade. Verhaftet wegen Gottlosigkeit, Magie und Freimaurerei im Juli 1775, verbleibt er 15 Monate im Kerker, worauf es ihm ‚mittels unerhörter Kräfte’ gelingt, auszubrechen. Wir finden ihn 1757 in Paris wieder, als Direktor der von ihm eingeführten ‚Lotterie réale’; auch wird er mit diplomatischen Missionen betraut. Erstaunlich sind seine Beziehungen zur alten Marquise d’Urfé, die ihn mit der unsichtbaren Welt bekannt macht und ihm mit grosser Meisterschaft ‚den Schleier nimmt’ resp. die Augen öffnet.
Es gelingt ihm, bei holländischen Kaufleuten wichtige
Aufgaben zu übernehmen, und nach seiner Rückkehr lässt er sich ein prächtiges
Haus erbauen, leistet sich Bedienstete und eine Kutsche. Er gründet eine
Fabrik, die bedruckte Stoffe herstellt und ihn finanziell ruiniert. Unmöglich,
Casanova (mittlerweile ‚Chevalier de Seingalt’!) durch Holland,
Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Italien zu folgen! Jedenfalls verführt
er Frauen, widmet sich dem Spiel, gewinnt und verliert, lässt sich jagen oder
gefangen nehmen, flieht, verschwindet. Er unterhält anscheinend tiefere
Beziehungen zu Georg II. (London) und Friedrich dem Grossen (Berlin), doch er lässt
sich nicht binden. Vergeblich hofft er auf die Unterstützung von Katharina II.
(St.Petersburg); in Warschau duelliert er sich mit General Branicki. Nach einem
Halt in Aix-en-Provence, wo er Cagliostro begegnet, kehrt er nach Italien zurück.
1774 erhält er in Triest 400 Dukaten von der venezianischen Regierung. Hier
endet die Erzählung seiner „Mémoires“ (siehe später). Über die letzten
Jahre gibt es wenig Aufschluss. Es ist bekannt, dass ihn die venezianische
Regierung für einige Zeit zumindest schonte oder gar bevorzugte, doch er bleibt
nicht lange in Venedig, wo ihn ein Skandal verfolgt, den eine seiner Schmähschriften
hervorgerufen hat (1782). Nach einer atemlosen Umherschweiferei, während
welcher er die Orte früherer Erlebnisse aufsucht, führt ihn der Graf von
Waldstein in seinem Schlosse Dux in Böhmen ein und ernennt ihn zum Sekretär
und Konservator seiner Bibliothek.
Abgesehen von all den erotischen Unterfangen fand Casanovas vielseitige Begabung
oft genug Anlass, sich mit diversen Angelegenheiten und Studien zu befassen:
einmal erscheint er als Dichter, dann als Theologe, Mathematiker, Philologe, Übersetzer
von Homer, als Chronist, als Widerleger der „Geschichte des Venezianischen
Staates“ von Amelot und de Houssaye, als Kritiker Voltaires und als Romancier.
Eine Besonderheit ist sein utopischer Roman, der 1788
in Prag veröffentlicht wurde: ‚Icosameron, ou Histoire d’Eduard et
d’Elisabeth qui passèrent quatrevingt un ans chez les Mégamicres,
habitans origènes du Protocosme dans l’intérieur de notre globe’, der
wie eine Vorwegnahme des Romans von Jules Verne („Voyage au centre de
la terre“) oder der utopischsten Romane H.G.Wells’ erscheint.
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Im Schloss von Dux schrieb er in seinen letzten Jahren
(1791-98) seine ‚Mémoires’. 1820 zum Eigentum des Verlagshauses
Brockhaus in Leipzig geworden, erschienen die Mémoires 1822 in deutscher
Sprache, in überarbeiteter Fassung, von den obszönsten Passagen „befreit“.
Der Erfolg dieser Ausgabe veranlassten den Herausgeber dazu, den französischen
Text zu veröffentlichen, die Rauhheiten abgeschwächt und der Stil sowie die
Italianismen korrigiert von Giovanni Laforgue (12 Bde., Leipzig/Paris/Bruxelles
1826-38).
...
Die Authentizität der Mémoires, negiert von Foscolo und anderen, wurde
bewiesen (!) vom Deutschen Barthold und vom Franzosen Baschet.
...
Sie werden in der neueren Zeit als eines der lebendigsten und
aufschlussreichsten Zeitbilder des 18. Jahrhunderts betrachtet. Auch wenn dann
und wann etwas fabuliert werde, gebe es keine Zweifel mehr an der Echtheit
seiner Berichte.“
Copyright 1996/2002 Christian Frei